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Inhalt dieses Ratgebers:

 

1. Fragen, die man sich vor dem Kauf stellen sollte!

2. Käfig-Ausstattung, -Standort und -Reinigung

3. Fütterung

4. Freiflug

5. Fortpflanzung

 

 

1. Fragen, die man sich vor dem Kauf stellen sollte!

 

Habe ich genug Platz, um mindestens 2 Kanarienvögel zu halten?

Einzelhaltung oder Haltung mit einem artfremden Vogel sind Tierquälerei! Weiter Infos dazu unter der Frage „Welche Konstellation passt am besten?“ An dieser Stelle möchte ich auch gleich mit einem hartnäckigen Vorurteil aufräumen: Männliche Kanarienvögel hören nicht auf zu singen, wenn sie Gesellschaft haben! Alle Hähne, die ich bisher hatte und alle von Bekannten und Freunden haben weiterhin wunderschön gesungen.

 

Habe ich genug Zeit, um meinen Vögeln täglich mehrere Stunden Freiflug zu gewähren?

 ODER

Habe ich genug Geld und Platz, um mir eine Zimmer- oder Außen-Voliere anzuschaffen?

Sehr hohe, aber wenig breite „Turmvolieren“ sind NICHT geeignet (siehe auch unter  Käfig-Ausstattung, -Standort und -Reinigung)

 

Ist mir klar, dass Kanarien keine „Kuscheltiere“ sind?

Tiere sind ja generell nicht zum kuscheln da und (im Gegensatz dazu, wie es in vielen Büchern dargestellt wird) werden Kanarien nur selten und mit viel Geduld handzahm. Streicheln oder ähnliches ist so gut wie nie möglich. Der Reiz beim Halten dieser Tiere liegt vielmehr im Beobachten des Sozialverhaltens, worüber man einiges über diese Art und Vögel im Allgemeinen lernen kann.

 

Kann ich den „Lärm“, den auch Kanarien machen, auf Dauer ertragen?

Kanarienmännchen singen teilweise sehr laut und ausdauernd, was ja eigentlich schön ist. Auf Dauer kann der Gesang aber auch ziemlich nerven, v.a. wenn man sich aufs Lernen o.ä. konzentrieren muss. Auch die Weibchen rufen und zwitschern manchmal ziemlich monoton. Da ist es gut, wenn man sich in einen anderen Raum zurückziehen kann...

 

Habe ich genug Zeit, für die Käfigreinigung und Fütterung?

Der Vogelsand sollte alle 1-2 Wochen mindestens einmal gewechselt werden. Das kommt auch auf die Käfiggröße an. Der Sand in kleinen Käfigen muss natürlich öfter gewechselt werden, als der in einer Voliere, je nach Grad der Verschmutzung. Gefüttert werden muss nur einmal täglich. Eine komplette Käfigreinigung sollte mindestens einmal im Monat erfolgen.

 

Habe ich eine Allergie?

Ich denke, das kann man leicht testen, indem man sich in der Tierhandlung mal eine Weile ganz dicht vor den Käfig mit den Kanarien stellt... Oder man lässt sich vom Arzt untersuchen.

 

Kann ich mir diese Haustiere leisten?

Kanarien sind in der Haltung eigentlich recht „billig“, zumindest was Ernährung und Einstreu angeht. Bei der Anschaffung sieht es schon anders aus. Ein Tier kostet etwa 15-40 Euro (das mindestens mal 2) und ein ausreichend großer Käfig schnell 100 Euro. Man kann sich natürlich auch selbst einen Käfig bauen, aber das ist auch nicht unbedingt billiger. Nur die Maße kann man dann eben schön tiergerecht wählen (siehe auch Käfig-Ausstattung, -Standort und -Reinigung). Auch die Tierarzt-Kosten sind mitunter nicht zu verachten!

 

Habe ich eine Urlaubsbetreuung für meine Kanarien?

Viele Tierhotels nehmen meiner Erfahrung nach eher Hunde und Katzen auf. Außerdem ist das ja ein ziemlich teurer Spaß. Auch hätte ich Bedenken, dass sich meine Tiere bei anderen Vögeln mit irgendwas anstecken könnten. Man sollte sich deshalb schon vor dem Kauf überlegen in welche vertrauenswürdigen Hände man seine Kanaries während des Urlaubs geben kann.

 

Stört mich der Dreck, den die Vögel machen?

Um so gut wie jeden Vogelkäfig (je nach Konstruktion natürlich) bildet sich täglich ein Ring aus Sand und Körnerschalen. „Schlimmer“ sind aber wohl die Häufchen, die die Kanaries unkontrolliert fallen lassen, wo sie gehen und stehen... Unter Plätze, die sie beim Freiflug gern anfliegen, habe ich deshalb einfach eine Zeitung gelegt. Andere Missgeschicke muss man eben „von Hand“ entfernen, was ich aber als nicht so tragisch empfinde. Jedenfalls hinterlassen die Häufchen auf dem Teppich nach Entfernung keine Flecken.

 

Welche Konstellation passt am Besten?

 

m + w 

Als am harmonischsten hat sich die Pärchen-Haltung erwiesen. Auch ist das artgerecht, weil die Vögel so ihren Bruttrieb ausleben können (ungewünschten Nachwuchs kann man verhindern, siehe Fortpflanzung).

 

m + mehrere w

Man kann aber auch ein Männchen mit mehreren Hennen halten.

 

w + mehrere m

Wenn Weibchen in der Nähe sind attackieren sich mehrere Hähne spätestens zur Brutzeit. Das kann bis zum Tod des Unterlegenen führen (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel).

 

nur w oder nur m

Mehrere Männchen oder Weibchen unter sich zu halten, kann auch funktionieren, ist aber wie gesagt nicht so artgerecht und oft auch nicht so harmonisch, wie die Pärchen- oder Harems-Haltung.

 

m oder w

Einzelhaltung ist, wie oben erwähnt Tierquälerei und führt nur allzu oft zu Verhaltenstörungen (apathisches Rumsitzen, Selbstverstümmelung usw.). Kanarien sind Schwarmtiere. Nur während der Brutzeit bilden die Männchen Reviere aus, die sie mit einem oder mehreren Weibchen teilen. Weitere Hähne werden in dieser Zeit, wie oben erwähnt, meist nicht geduldet.

 

 

2. Käfig-Ausstattung, -Standort und -Reinigung

 

Im Folgenden beziehe ich mich auf die Zimmerhaltung von Kanarienvögeln. Mit der Außenhaltung habe ich bis jetzt leider noch keine Erfahrungen machen können (aber das kommt sicher noch…)

 

Es gilt natürlich je größer, desto besser!

Für 2 Tiere sollte der Käfig mindestens folgende Maße haben:

 

Breite*Tiefe*Höhe: 80cm*50cm*60cm

 

Die im Handel angebotenen „Turm-Volieren“, die sehr hoch, aber ansonsten nicht besonders groß sind, sind nicht geeignet. Kanarienvögel sind keine „Hubschrauber“, die senkrecht nach oben fliegen können, sondern brauchen mehr Platz in der Horizontalen, als in der Senkrechten.

 

Der Käfig sollte einen ruhigen und hohen Standort haben, damit sich die Tiere sicher fühlen. Die Küche ist eher ungeeignet, wegen der beim Kochen entstehenden Dämpfe und der viele Gefahrenquellen (z.B. heiße Herdplatte). Des Weiteren sollten die Vögel nicht dem direkten Sonnenlicht hilflos ausgeliefert sein, sondern sich auch in den Schatten zurückziehen können.

Ein Sonnenbad nimmt aber jeder Kanarie hin und wieder gern.

 

Eine komplette Käfigreinigung (inklusive Sitzstangen) sollte mindestens einmal im Monat erfolgen. Dabei keine Reinigungsmittel verwenden! Warmes Wasser und ein Schrubber oder Lappen sind völlig ausreichend. Desinfektionsmittel sollten nur im Krankheitsfall (am besten den TA fragen) benutzt werden.

 

Als Einstreu hat sich Vogel-Sand bewährt, den es praktisch in jedem Supermarkt und in jeder Drogerie zu kaufen gibt. Es gibt auch so eine Art „Sandpapier“, welches man einfach in den Käfig legt. Ich persönlich finde die Vorstellung aber nicht so prickelnd, dass meine Kanarien auf Sandpapier laufen müssen. Außerdem brauchen sie den Sand für ihre Verdauung. Die kleinen Körnchen helfen im Magen bei der Nahrungszerkleinerung (da sie ja keine Zähne haben). Wer andere Einstreu (z.B. Buchenholzgranulat) benutzt sollte deshalb trotzdem immer etwas Sand zur Verfügung stellen. Der Vogelsand sollte alle 1-2 Wochen mindestens einmal gewechselt werden. Das kommt auch auf die Käfiggröße an. Der Sand in kleinen Käfigen muss natürlich öfter gewechselt werden, als der in einer Voliere, je nach Grad der Verschmutzung.

 

Als Sitzstangen sollte man unterschiedlich dicke Natur-Äste und -Zweige verwenden. Das trainiert die Fußmuskulatur und schützt vor Entzündungen durch einseitige Fußbelastung. Die Äste sollten einen Durchmesser von mindestens 1-2 cm haben, damit die Tiere den Ast mit ihrem Fuß nicht komplett umgreifen können. Die Krallen nutzen sich dadurch ebenfalls schneller ab, sodass man nicht so oft Nägelschneiden muss. Auch habe ich gelesen, dass es besser für die Gelenke sein soll, wenn nur eine Seite der Sitzstangen befestigt ist, sodass sie beim draufhüpfen etwas schwingen (praktisch wie im Baum). Deshalb und zum Nägel- und Schnabel-Abwetzen habe ich auch noch mehrere Mineralstangen, die nur an einer Seite befestigt werden, im Käfig untergebracht. Es gibt auch Sandpapier als „Überzug“ für die Sitzstangen zu kaufen. Dadurch nutzen sich die Krallen nach meiner Erfahrung aber auch nicht besser ab und Entzündungen der Füße können die Folge sein – also lieber Weglassen!

 

Ein Sisalseil und Schaukeln können als Spielzeug dienen. Auf Spiegel, Glöckchen oder Plastikvögel sollte man verzichten, da Kanarien damit nichts anfangen können und diese Utensilien ihnen nur Platz wegnehmen. Die beste „Beschäftigung“ für Kanaries sind sowieso mindestens ein artgleicher Partner und regelmäßiger Freiflug (siehe Haltung und Vor dem Kauf beachten). In der warmen Jahreszeit kann man die Vögel auch mit neuen Sitzstangen mit Blättern dran (z.B. vom Apfelbaum) überraschen. Auch auf ein Stück ausgestochene (ungedüngte) Wiese oder Moos werden sie sich begeistert stürzen. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt…

 

Als Futter- und Trinknäpfe kann man die Handelsüblichen verwenden. Aber Vorsicht: das Trinkwasser sollte nur in Tränken gegeben werden, in die die Vögel nicht reinpassen. Es sind schon Kanarien im Trinknapf ertrunken und auch einer meiner Kanaries hat sich schon einmal im Fressnapf verfangen, was ich zum Glück gleich bemerkt habe...

Außerdem sollte jeder Vogel seinen eigenen Fressnapf haben, weil es sonst garantiert zu Streitereien kommt (sie wollen eben immer gemeinsam fressen). Einen Trinknapf können sich aber mehrere Tiere teilen.

 

Im Käfig sollten auch Mineralpicksteine und eine Sepiaschale (Rückenplatte vom Tintenfisch) nicht fehlen. Wenn die Vögel monatelang nicht daran herumpicken ist das völlig normal. Wenn sie Mineralien brauchen (z.B. während der Brutzeit zur Eierschalenproduktion), werden sie sich schon daran zu schaffen machen.

 

Das Baden ist sehr wichtig für Kanarien und sie sollten jeden Tag die Möglichkeit dazu haben. Die „normalen“ Kanarien- und Wellensittich-Badehäuser sind nach meinem Geschmack etwas klein, können aber trotzdem verwendet werden. Ich benutze allerdings ein größeres Nymphensittich-Badehaus, in dem die Kleinen sich so richtig austoben können. Das Badehaus in den Käfig zu hängen würde ich nicht empfehlen, da immer viel Wasser vorn rausspritzt und dadurch wird der Vogelsand sofort patschnass (was er NIE sein sollte). Feuchter Sand ist ein idealer Nährboden für Krankheitskeime und da die Vögel den Sand ja teilweise fressen (siehe oben) kann das zu Verdauungsstörungen, wie z.B. Durchfall führen. Deshalb sollte man das Badehaus an einen Ort stellen, wo sich die Vögel sicher fühlen, z.B. auf den Schrank und sie dort baden lassen. Es kann zwar etwas dauern, bis sie sich daran gewöhnt haben, aber letztendlich siegen der Reinigungstrieb und die Neugier ;) Das Badewasser sollte selbstverständlich täglich gewechselt werden und das Badehaus auch ab und zu mal ausgewischt werden, damit sich keine Bakterienbiofilme bilden können.

  

3. Fütterung

 

Grundnahrungsmittel für Kanarien sind verschiedene Sämereien. Das Futter sollte frisch aussehen und riechen (nicht muffig) und viele verschiedene Samenarten enthalten. Geeignete Sorten sind z.B. Premiumfutter der Marke Prestige (gibt’s z.B. im Fressnapf oder bei diversen Internetshops), Futter der Marke Degro, Kanarienperle von Vitakraft, aber auch „Billigfutter“ aus der Drogerie. Beim Vergleich der verschiedenen Sorten kann man leicht feststellen, wie unterschiedlich diese zusammengesetzt sind. Um einseitiger Ernährung vorzubeugen mische ich das Futter deshalb immer aus mindestens 3 verschiedenen Sorten.

Pro Tier rechnet man 1 TL Körnerfutter pro Tag. Am nächsten Tag sollten davon fast nur noch die Spelzen übrig sein. Diese entfernen und neues Futter rein. Sind wirklich gar keine Körner mehr übrig, sondern nur noch Spelzen, kann man auch etwas mehr geben. Trotzdem sollte man das Futter nicht „auf Vorrat“ in den Napf geben, da sich die Vögel dann nur ihre Leckerbissen aussuchen, was zu einseitiger Ernährung führen kann. Außerdem bleiben die Spelzen ja im Napf und bilden nach einiger Zeit eine Schicht über den ungeöffneten Körnern, sodass die Vögel nur noch schlecht an ihr Futter kommen.

 

Das Trinkwasser sollte natürlich täglich erneuert und der Napf ab und zu von Bakterienbiofilmen gereinigt werden. Normales Leitungswasser ist völlig ausreichend. Zur Nahrungsergänzung kann man dem Wasser Vitamintropfen zusetzen. 

 

Zur Abwechslung kann man auch ab und an Hirsekolben (natürlich für jeden einen eigenen) anbieten. Die im Handel angebotenen Knabberstangen und Knabberherzen gebe ich nur selten, da sie teilweise sehr viel Zucker oder Honig enthalten.

 

Frischfutter ist natürlich auch sehr beliebt. Jedes Tier hat dabei seinen eigenen Geschmack, das muss man ausprobieren. Frischfutter kann man mehrmals wöchentlich geben. Es sollte abends aber entfernt werden, damit die Tiere über Nacht keine Verdauungsprobleme bekommen (wenn sie spät davon fressen) und weil es ja auch anfängt schlecht zu werden. Genauso natürlich bei Resten, die im Sand gelandet sind.

Einige Beispiele, was Kanaries gerne mögen:

- Äpfel

- Karotten (geraspelt oder in ganz dünne Schieben geschnitten)

- Salat (zuviel bzw. stark überdüngte Sorten können aber zu Durchfall führen)

- Gurke

- Tomate

- Banane

- Vogelmiere (wer keine im Garten hat, kann sich Sämereien über Internet oder im gut sortierten Pflanzenmarkt kaufen)

- ausgesätes Körnerfutter (Reste des Körnerfutters kann man einfach aussähen und nach etwa 1-2 Wochen ernten)

- Zimmerpflanzen (die deshalb lieber entfernt werden sollten, da sie teilweise giftig sind)

 

Keimfutter ist sehr vitaminreich und enthält weniger Fett. Es eignet sich gut, falls die Vögel etwas übergewichtig sind: einfach einen Teil des normalen Körnerfutters durch Keimfutter ersetzen. Es kann aber auch so ab und zu verfüttert werden.

Rezept zum Selber Herstellen:

1 EL des normalen Körnerfutters 24 Stunden lang in Wasser einweichen. Die Samen fangen an zu quellen. Nach dieser Zeit die Körner in ein Sieb geben und mit klarem Wasser nachspülen. Die Samen nun einige Tage im Sieb keimen lassen, dabei ab und zu spülen, damit sie nicht austrocknen. Wenn kleine grüne Triebe an den Körnern zu erkennen sind, ist das Futter fertig! Guten Appetit ;)

 

Eifutter bzw. Aufzuchtfutter ist, wie der Name schon sagt, zur Aufzucht der Jungtiere geeignet, da diese in ihrer Entwicklung auch tierisches Eiweiß benötigen (siehe auch Fortpflanzung). Man kann es im Handel kaufen, aber auch selber herstellen: Dazu etwas gekochtes Ei, geriebene Karotte und Zwieback zerkleinern und vermischen. Natürlich immer nur frisch verfüttern.

 

 

4. Freiflug

 

Den Kanarien sollte nach Möglichkeit täglich Freiflug gegönnt werden, am besten mehrere Stunden.

Dabei logischerweise alle Fenster schließen! Auch durch angekippte Fenster sind schon Tiere entwischt.

Alle giftigen Pflanzen sollte entfernt bzw. die Tiere behutsam davon weggescheucht werden. Ich lasse meine Vögel deshalb nur unter Aufsicht frei fliegen.

Man sollte den Vögel auch einige Landeplätze einrichten, z.B. einen Kanrienbaum oder einen Vogelspielplatz (kleinere Version, kann man z.B. auf den Schrank stellen).

Viele landen auch gerne auf der Gardinenstange. Da wir keine Vorhänge haben, habe ich als Ersatz einfach Bambusstäbe an den Fenstern befestigt.

Unter die Lieblingsplätze kann man Zeitung legen. So lässt sich der Vogeldreck besser entfernen.

Beim Freiflug kann dann auch das Badehaus angeboten werden (siehe Käfigaustattung).

Man kann auch Leckerlis (z.B. etwas Frischfutter) an schwer zu erreichenden Stellen verstecken. Dieses Futter zu finden ist eine interessante Sache für die Kanaries. Schließlich ist ihre Hauptbeschäftigung in der Natur ja auch die Futtersuche.

 

 

5. Fortpflanzung

 

Wenn man Kanarien-Nachwuchs möchte, sollte man sich selbstverständlich vorher Gedanken machen, was aus den Jungtieren wird. Eine Zuchtgenehmigung braucht man für die Vermehrung von Kanarienvögeln in Deutschland jedoch nicht. Aber auch, wer ein Kanarienpärchen hat, aber keinen Nachwuchs möchte, sollte sich folgende Zeilen durchlesen.

 

Im Frühjahr kommen die meisten Kanarien-Pärchen in Paarungslaune. Das kann man u.a. daran erkennen, dass beide schnäbeln, die Henne auch schon mal vom Hahn gefüttert wird oder der Hahn die Henne „befliegt“. Man sollte versuchen das Brüten solange wie möglich hinauszuzögern, damit die Henne nicht so viele Gelege pro Saison „schafft“, denn das Eierlegen, Brüten und erst recht die Aufzucht der Jungen sind sehr anstrengend.

 

Wenn das Weibchen aber anfängt Nistmaterial zusammenzusuchen und irgendwo versucht zu brüten, sollte man ihr ein Nest und Nistmaterial zur Verfügung stellen. Geeignet sind halbkugelige Nester (keine Exotennester) und Sharpie-Nistmaterial (im Zoofachhandel). Die Fäden vom Nistmaterial sollten nicht zu lang sein, damit sich die Vögel kein Beinchen abschnüren können. Wenn man Nachwuchs möchte sollte man die Eltern zu dieser Zeit langsam an Eifutter gewöhnen (siehe auch Ratgeber: Fütterung).

 

Ein paar Tage nach Fertigstellung des Nestes legt die Henne 4-6 Eier (jeden Tag eines). Man sollte die frisch gelegten Eier täglich durch Plastikeier ersetzen (Vorsicht! Die Schalen sind sehr zerbrechlich! Kleine Schäden kann man versuchen mit Bienenwachs zu kitten) und in einer geeigneten Schachtel aufbewahren. Die Eier werden am besten in Vogelfutter oder –sand mit der spitzen Seite nach unten aufgestellt. Nachdem das letzte Ei gelegt ist, kann man die Plastikeier wieder durch die Echten ersetzen und die Henne in Ruhe brüten lassen. Durch diese Aktion erreicht man, dass alle Eier gleichlange bebrütet werden und alle Kücken gleichzeitig schlüpfen. Später geschlüpfte Kücken verhungern leider oft. In der Natur fangen Hennen nämlich erst mit dem Brüten an, wenn alle Eier gelegt sind. In Gefangenschaft haben sie dies meist verlernt. Beim Brüten wird die Henne oft vom Hahn gefüttert (sie kommt aber auch alleine klar).

 

Am 13. oder 14. Tag schlüpfen dann die Kücken und werden sofort von der Henne oder auch vom Hahn gefüttert. In den ersten Tagen sollte kein Frischfutter gegeben werden, weil die Kücken dieses evt. nicht vertragen. Eifutter und Körnerfutter sind ausreichend, aber wir haben auch gute Erfahrungen mit Blattläusen gemacht!

Ab jetzt würde ich nur noch jeden Tag kontrollieren, ob es allen Kücken gut geht. Wenn eines sterben sollte, muss es natürlich sofort aus dem Nest genommen werden.

 

Wer keinen Nachwuchs möchte, macht alles im Prinzip, wie gerade geschildert, außer dass die Henne auf ihren Plastikeiern „sitzen bleibt“. Nach spätestens drei Wochen sollte sie das Nest von selbst aufgeben.

 

Nach der ersten Brut wird die Henne wahrscheinlich gleich anfangen ein neues Nest zu bauen bzw. das alte zu säubern. Mehr als maximal 2 Gelege sollte man die Henne pro Jahr nicht ausbrüten lassen und auch, wenn man die Eier nicht ausbrüten lässt, sind mehr als 3 Gelege zu anstrengend. Deshalb unbedingt Nest und alles mögliche Nistmaterial entfernen, weniger Frischfutter geben, Eifutter abgewöhnen. Man kann außerdem kürzere Tage simulieren, einen Standortwechsel des Käfigs vornehmen oder die Henne vorübergehend vom Hahn trennen.